Insgesamt acht Sozialdemokratinnen aus den Kreisen Rhein-Sieg, Euskirchen und Heinsberg, darunter einige Schöffinnen, besuchten dieser Tage das Frauenhaus der Justizvollzugsanstalt Köln (Ossendorf). Ziel des Besuches war, sich über den modernen Strafvollzug besonders im Bereich der weiblichen Strafgefangenen zu informieren. Dabei wurde auch mit Räuberpistolen aufgeräumt, die kürzlich durch die Presse geisterten: Keine Inhaftierte in NRW muss ihr Kind in Ketten gebären; die wenigen schwangeren Gefangenen werden zur Geburt nach Hause und ins Krankenhaus entlassen. Anstaltsleiter Michael Thevald und die Leiterin des Frauenhauses, Angelika Linnartz führten zusammen mit einer Vollzugsbeamtin die Besuchergruppe während drei Stunden durch die Anstalt und gaben engagiert Auskunft auf alle Fragen. 60 Prozent der meist jungen inhaftierten Frauen sind drogenabhängig.
Beschaffungskriminalität steht hier im Vordergrund der Delikte. Die Frauen werden im Vollzug substituiert. Die Rückfallquote ist je nach Milieu hoch. Im Bereich des Jugendstrafvollzugs werden in drei Berufsfeldern (Textilreiniger, Friseurhandwerk und Schneiderei) Lehrstellen und Ausbildungsplätze mit Abschlussprüfungen angeboten. Auch sorgt die Möglichkeit, Schulabschlüsse bis hin zum Abitur nach zu holen, für einen besseren Start ins Leben nach der Haftentlassung. Von den insgesamt 1300 Inhaftierten der JVA Köln sind knapp 300 Frauen. Die Zellentüren sind tagsüber geöffnet, private Einkäufe sind erlaubt. Die Frauen tragen keine Anstaltskleidung. Gewünscht ist die Aufnahme von Arbeit; die Reinigung von Zellen, Fluren und Badebereichen ist Pflicht. Das Angebot, an psychologisch betreuten künstlerischen Kursen teilzunehmen, wird ebenso angenommen wie die Möglichkeit, in eine ca. 20 Frauen umfassenden Wohngruppe zu ziehen.
Strafvollzug ist kein Kuraufenthalt. Der Weg dorthin ist in unserem Rechtsstaat aber auch reichlich lang mit seinen vielen vorgeschalteten Instanzen. Auch „Ossendorf“ ist eine Betonfestung, aber in seinem Frauenhaus blühen Blumen.