Am 23. März 1919 wurde in der damals selbständigen Gemeinde Altenrath die SPD-Ortsgruppe offiziell ins Leben gerufen. Ein halbes Jahr zuvor tobte noch der mörderische Erste Weltkrieg, weil der deutsche Kaiser Wilhelm II., der diesen Krieg begann, nicht loslassen wollte. Doch die neue Zeit von Frei- heit und Demokratie ließ sich nicht mehr aufhalten, das geknechtete Volk nicht mehr unterdrücken und ausnutzen.
Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann rief die Republik aus. Das kaiser- liche Dreiklassen-Wahlrecht wurde abgeschafft, freie, gleiche und geheime Wahlen eingeführt und erstmals auch für Frauen. Der Sozialdemokrat Friedrich Ebert wurde erster Präsident der neuen Demokratie.
Bei der letzten freien Gemeinde-Wahl vor dem Weg ins rechte Verderben zeigten die Altenrather nochmals klare Kante: Nur 12,6 % stimmten für die Nazis. Trotzdem musste die Ortschaft für den Sieg der Nationalisten zwei schwere Opfer erbringen. Sie verlor ihre Einwohnerschaft und wurde zum Kriegs-Übungsplatz. Und 95 Menschen (rund jeder Zehnte) starben im Krieg.
Nach 1945 waren es zwei CDU-Bürgermeister – Hans Schäfer und Josef Clemens – die mit dem Neuaufbau und der Neubesiedlung Altenraths be- gannen. Nach 6 Jahren übernahm mit Bürgermeister Willi Meis die SPD die Verantwortung – und tut es seither 68 Jahre lang ununterbrochen bis heute.
Bei der Kommunalwahl 1964 übertrugen die Wählerinnen und Wähler der SPD mit mehr als 60 % erstmals die absolute Mehrheit – und haben das mit Erich Gärtner, Wilma Gärtner und Achim Tüttenberg 10 mal erneuert. 1994 baute die Wahlbevölkerung diesen Vertrauensbeweis sogar zu einer Zwei- drittel-Mehrheit aus – und wieder 1999 und wieder 2004 und 2009 und 2014.
Und damit Altenrath gut aufgestellt bleibt und für die neue Mehrzweck- halle, für Spielplätze, Jugendarbeit und Seniorenwohnungen endlich auch den Wechsel im Troisdorfer Rathaus mit ermöglicht, brauchen wir bei der bevorstehenden Kommunalwahl 2020 ein ganz starkes Signal.
Foto: Stella von Saldern
Und überall schossen SPD-Orts- gruppen wie Pilze aus dem Boden. In Altenrath waren es 52 Gründungsmitglieder bei rund 900 Einwohnern, die die Demokratie in dem armen Hei- dedorf mit aufbauten. Zum 1. Vorsitzenden wurde der 28- jährige Malermeister Heinrich Stratmann gewählt, geboren 1890 in Leutesdorf am Rhein. Wie es sich gehörte, war er auch Mitglied im Sportverein und im Männergesangverein.
Leider währte die gerade erst er- rungene demokratische Freiheit nur 14 Jahre. Die Nationalisten bekämpften sie von rechts, die Kommunisten von links. Bürger- liche Konservative und Liberale unterschätzten die zerstöreri- sche Wirkung des Nationalismus auf die Freiheit im Inneren und auf den Frieden nach außen.
Wieder am 23. März, nämlich 1933, waren es ausnahmslos die SPD-Abge- ordneten, die Hitlers Ermächtigungsgesetz in die Gewaltherrschaft ablehn- ten und entweder mit Gefängnis, Berufsverbot oder Ausgrenzung büßen mussten. Zusammen mit Hitlers Nazis stimmten auch die Vorgängerpar- teien von CDU und FDP für das Ende des freiheitlichen Rechtsstaats. Die SPD als einzige nicht und musste sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs auch nicht umbenennen.