Kinder des Krieges und ihre Mütter

Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen im Ortsverein Troisdorf konnte zum Weltfrauentag eine Veranstaltung in den Räumen der AWO Oberlar anbieten, in der die international renommierte Politik- und Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Ingvill Constanze Ødegaard zum Thema „Kinder des Krieges und ihre Mütter“ sprach. Im Anschluss an ihre Ausführungen stellte das zahlreich erschienene Publikum Fragen, was zu einer regen Diskussion führte.

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Foto: Udo Schumpe

Frau Ødegaard ist eine ausgewiesene Expertin zum Thema „Children Born of War“ – Kriegskinder. Natürlich bezogen sich ihre Ausführungen nach einem kurzen Exkurs in die leidvolle Menschheits-Frauen-Geschichte auf die Konflikte unserer Zeit: Zweiter Weltkrieg-Vietnam-Krieg-Balkan-Kriege- Syrischer Bürgerkrieg und, und, und. Den aktuellen Anlass liefert der seit einem Jahr stattfindende russische Überfall und Angriffskrieg auf die souveräne benachbarte Ukraine. Auch dort werden nachweislich Vergewaltigungen von Frauen als Kriegswaffe eingesetzt.

Erschreckend ist eigentlich, dass die UN erst 2008 Vergewaltigung von Frauen in Kriegen als Kriegswaffe anerkannt hat. 2006 lehnte UNICEF das Thema noch ab. Kinder des Krieges erleben viele Probleme in den Gesellschaften der Mütter. Werden sie als Staatsbürger registriert? Kinder des Feindes? Bastarde? Im Nachkriegs – Frankreich wurden Frauen mit solchen Bankerten, ob aus Vergewaltigungen oder Liebesbeziehungen mit dem Feind hervorgegangen, die Köpfe zur Schande kahl geschoren. In Norwegen wurden Wehrmachtskinder und ihre Mütter verfemt. Beide verloren ihre Staatsbürgerschaft. Sogar im besiegten Deutschland wurden einheimische Frauen mit Besatzungskindern verachtet. Viele gingen außer Landes. Kinder des Krieges werden anders als andere Kinder gesehen: sind tabuisiert; meistens arm und ausgegrenzt. Die Zahl der Kindermorde ist nicht bekannt.

In vielen paternalistischen Kulturen werden vergewaltigte Frauen nicht als Opfer gesehen. Die eigene Gemeinschaft ist hier der ärgste Feind.

Auch moderne europäische Staaten zeigen den Kindern des IS, die von europäischen Müttern stammen, große Reserviertheit. Hier sieht man diese Kinder als potentielles Sicherheitsproblem.

Frau Ødegaard führte aus, dass erst die neuere Forschung beginnt, Daten international zu erheben. Heute erwachsene Kriegskinder schließen sich in internationalen Gruppen zusammen, um der Forschung zu helfen. Es geht ihnen um Selbstermächtigung und Resilienz. So gilt auch die weitreichende Forschung der Referentin dem Ziel, den rechtlichen und gesellschaftlichen Status von Müttern und Kindern zu sichern.

Die Ausführungen trafen in die Herzen aller Anwesenden, darunter auch Herrn. Als Frau Prof. Dr. Ødegaard darauf hinwies, dass ihr eigener Vater ein solches Kriegskind sei, die familiäre Diskussion darum aber fast gar nicht möglich sei, wurde allen klar, wie schwierig das Thema auch heute ist.