20230615_HP_Grundschule_OGS_Ganztag_freie_Traeger_Interessenbekundungsverfahren_SPD_Fraktion_Troisdorf

Neue Träger für Troisdorfs Trogatas?

Vor kurzem hatte ein freier Träger der Übermittagsbetreuung an Troisdorfer Grundschulen sein Engagement zurückgezogen. Grund hierfür war der Mangel an Personal. Nach der Neuvergabe an andere freie Träger (KJA, Hotti e.V.) hat die Verwaltung vorgeschlagen, auch für einen Teil der Trogatas, den offenen Ganztag in Troisdorf, freie Träger zu suchen. In einer Sondersitzung hat der Jugendhilfeausschuss jetzt mehrheitlich dem Start eines Interessenbekundungsverfahrens zugestimmt.

Für sechs Grundschulen mit bisher städtischem Ganztagsbetrieb sollen freie Träger gefunden werden, die ab dem 1. August 2024 die Trägerschaft übernehmen. Die Standorte sind: Siegauenschule, Blücherstraße, Janosch-Grundschule, Schlossstraße, Matthias-Langen-Straße (EGS) und Heerstraße (Waldschule). Die Stadt hatte das Vorgehen mit dem individuellen Rechtsanspruch auf den Offenen Ganztag ab 2026 begründet – die Verwaltung sieht sich nicht in der Lage, ausreichend Personal zu finden, um das Angebot entsprechend umsetzen zu können. Stattdessen sollen Personalkapazitäten der freien Träger genutzt werden.

SPD-Fraktion stimmte gegen Interessenbekundungsverfahren

Die SPD hatte als einzige im Jugendhilfeausschuss vertretene Fraktion geschlossen gegen die Einleitung eines Interessenbekundungsverfahrens gestimmt. Vorausgegangen war eine intensive interne Diskussion innerhalb der SPD-Fraktion über die Vor- und Nachteile freier Träger gegenüber einer städtischen Trägerschaft. „Die Verwaltung konnte nicht überzeugend darlegen, warum sie nicht in der Lage sein soll, ausreichend Personal zu finden und warum dies freien Trägern besser gelingen soll“, begründete der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Daniel Engel. „Immerhin sind noch drei Jahre Zeit, um mit Hilfe einer gezielten Kampagne neue Mitarbeiter:innen für die Stadt zu gewinnen.“

Gleichzeitig werden die Interessen der Eltern und Kinder kaum berücksichtigt. Die Eltern wurden erst informiert, nachdem die Verwaltung bereits das Interessenbekundungsverfahren vorgeschlagen hatte. Offen ist auch, ob das bisher bei der Stadt beschäftigte Personal vollständig zu einem freien Träger wechselt. Ohne diesen Personalwechsel ist das Vorhaben des Trägerwechsels jedoch von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Große Probleme bei freien Trägern in Nachbarkommunen

Während die Verwaltung und die Mehrheit im Jugendhilfeausschuss die Vergabe des Trogata-Angebots an freie Träger als „Chance“ bezeichnen, sieht die SPD-Fraktion auch die Risiken, die damit verbunden sind, die schulische Betreuung ohne Not freiwillig aus den eigenen Händen zu geben. „Wir sehen die massiven Probleme mit freien Trägern in einigen Nachbarkommunen. Dort werden die Eltern teilweise im Regen stehen gelassen: Ohne Personal fällt das Betreuungsangebot weg und die Eltern müssen sich wieder selbst um die Betreuung ihrer Kinder kümmern“, beschreibt Daniel Engel die teilweise chaotischen Zustände. „Und auch in Troisdorf machen wir nicht nur gute Erfahrungen mit freien Trägern, zum Beispiel im Kita-Bereich. Aber zuletzt auch bei der Übermittagsbetreuung, als sich ein freier Träger ohne große Vorwarnung und geregelten Übergang einfach zurückgezogen hat.“

» Wie geht es jetzt weiter? In einem ersten Schritt wird nun ein Interessenbekundungsverfahren durchgeführt. Dabei werden „geeignete, erfahrene und anerkannte Träger der freien Jugendhilfe“ gesucht, die ihr Interesse an der Übernahme der Trogata-Trägerschaft an einer oder mehreren Schulen bekunden können. Sollten sich am Ende des Verfahrens interessierte Träger gefunden haben, werden diese dem Jugendhilfeausschuss zur Beratung vorgelegt. Der Fachausschuss hat dann zu entscheiden, ob er dem Rat einen oder mehrere Träger zur Übernahme der Trägerschaft vorschlägt.

Für die Durchführung des Interessenbekundungsverfahrens wird eine Arbeitsgruppe eingerichtet, bestehend aus Vertreter:innen der Fraktionen, der Jugendhilfe, der Stadtschulpflegschaft, der Schulleitungen sowie der Verwaltung. „Wir werden den Prozess weiterhin kritisch begleiten und genau darauf achten, dass alle Qualitätsstandards eingehalten werden. Es darf keine Abstriche bei der Qualität und Quantität der Betreuung der Kinder geben. Und auch die Bezahlung der Mitarbeiter:innen muss sich an unmittelbar mit dem TVöD-SuE vergleichbaren Tarifen orientieren“, sagt Daniel Engel.